Created by Karen Krogel

#favouritemodel No. 24 - Umgang mit komplexen Aufgaben

Wann hast du das letzte Mal einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin, die mit einem Problem zu dir kamen, geantwortet: „Gut, ich verstehe dein Problem zu 100% und kann dir sagen: wenn du genau XY machst, wirst du das Problem garantiert lösen.“?

Und damit war das Problem gelöst? Na dann herzlichen Glückwunsch! Denn diese Art von Problemen stirbt aus. Die Probleme, die wir ausschließlich mit dem richtigen Fachwissen lösen können, werden immer weniger. Gleichzeitig gibt es immer mehr Aufgaben mit einem Komplexitätsgrad, für dessen Durchdringung alleine wir schon mehrere Gehirn benötigen. Wenn ich versuche, solche komplexen Probleme mit dem „Expertenansatz“ zu lösen – also annehme, ich brauche nur das richtige Wissen oder die richtige Person mit dem entsprechenden Wissen, werde ich vermutlich krachend scheitern. Wahrscheinlich zielt meine Lösung dann nämlich nur auf 1-2 Aspekte des Problems ab, während es tatsächlich ungefähr 250 hat. Was bedeutet, dass ich mit diesem Ansatz die Komplexität ignoriert habe. Vielleicht habe ich sie auch bewusst „reduziert“. Davon sprechen wir ja häufig, dass wir Komplexität reduzieren müssten. Doch wie zielführend ist das? Wenn ich einen Sachverhalt, um ihn besser verstehen zu können, um einige Aspekte reduziere, sind diese in der Realität ja nicht verschwunden. Also müsste ich sie nachher auch wieder hinzufügen und reicht dann meine Lösung noch? Vermutlich nicht.

Was brauche ich also, um mit Komplexität umgehen zu können? Unser erster Vorschlag ist: versuche es nicht allein! Lade mehrere Perspektiven ein, mit dir das Problem zu durchdringen. Das kann schon recht unübersichtlich werden und sich erst einmal überwältigend und so gar nicht nach Lösung anfühlen. Dabei sind wir doch alle so aufs Lösen getrimmt. Nur genau dies gilt es auszuhalten! Dass die Komplexität eventuell. sogar noch zunimmt, weil wir die verschiedenen Sichtweisen darauf zulassen, ohne schon zu wissen, in welcher Richtung die Lösung liegt. Im Laufe des Prozesses verständigen wir uns dann darauf, welche Aspekte wir stärker fokussieren und welche wir hintenanstellen. Die Hypothesen, die uns dabei leiten, sollten wir immer wieder überprüfen. Wir definieren Parameter für die nächsten Entscheidungen, wohlwissend, dass es nur die nächsten Schritte sind und der komplette Weg bis zum Ziel noch nicht bekannt ist.

Nach der ersten Entscheidung für eine Aktion und deren Umsetzung, beobachten wir genau und gehen dann in die nächste Reflexions- und Lernschleife. Dieses iterative Vorgehen ermöglicht es, Fehler und unerwartete Effekte schnell zu erkennen und in den nächsten Schritt Richtung Lösung zu integrieren. In unserem Model umschreiben wir den  Prozess des Öffnens und „Aushaltens“ von Komplexität häufig mit „open- explore – close“.

Zu Beginn, im Öffnen wird die ursprüngliche Komplexität ggf. sogar noch einmal erhöht, weil ich viele Perspektiven einhole und die Aufgabe erst einmal aus unterschiedlichen Richtungen beleuchte. Daraus die relevanten Aspekte herauszufiltern und manche bewusst zur Seite zu legen – und dabei immer im Hinterkopf zu haben, dass diese später noch wichtig werden könnten – ist die erste Herausforderung im Lösungsprozess. Dann folgt die Phase der Exploration, des Erkundens, Diskutierens und Bewertens von Informationen und Parametern, um die anschließende Entscheidung treffen zu können. Im Schließen verdichten wir diese und definieren den nächsten Schritt, unsere Aktion, die wir genau beobachten, um daraus zu lernen und den Prozess von neuem zu durchlaufen.

Wie hilft mein #favouritemodel dir?

In unserer immer stärker vernetzten und interdependenten Welt können wir vor der zunehmenden Komplexität nicht fliehen. Sie zu ignorieren hilft auch höchstens emotional –weil  es uns entlastet, wenn wir Aspekte einfach ausblenden. Doch wie einmal eine Teilnehmergruppe von mir so treffend bemerkte: Der Komplexität ist es herzlich egal, ob du sie anerkennst oder nicht – sie ist halt da! Also stellen wir uns ihr mit all unserer diversen Expertise, unseren verschiedenen Sichtweisen, Erfahrungen, Gefühlen und Gedanken und bringen diese zur maximalen Entfaltung, indem wir:

  • offene Fragen stellen, die Raum für neue Sichtweisen schaffen
  • bewusst zur Gegenrede einladen
  • mehr als eine/n „Experten/in“ einladen
  • Informationen für alle zugänglich und transparent machen
  • uns niemals zu schnell auf eine Option festlegen
  • lieber kleinere Schritte planen
  • aus den vorherigen Schritten lernen und lieber eine Lernschleife mehr in den Prozess einfügen
  • immer davon ausgehen, dass wir auch falsch liegen könnten

Welche Erfahrungen hast du im Lösen komplexer Probleme gesammelt? Welche weiteren Ideen zum Umgang hast du? Schreib mir gerne, wenn du dich dazu austauschen möchtest. Per Mail oder auf LinkedIn. Direkte Links zu diesen Kanälen findest du in meinem Profil.

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